Über Yoga und Iyengar®Yoga

Yoga als spiritueller Übungsweg hat seine Wurzeln in Indien. Die Geschichte der Entwicklung des Yoga war schon immer eine vielverzweigte, sodass verschiedenste Einflüsse der Vergangenheit, Wendungen, Revolten aber auch inhaltliche Verdichtungen mitgedacht werden müssen, wenn wir heute im Hier und Jetzt Yoga zu verstehen versuchen.

Als traditionelle Einflüsse werden unter anderem die Bewegung des Tantrismus, der sich später daraus entwickelnde Haṭha Yoga, sowie die Yoga-Philosophie, die auf den Schriften des Patañjali basiert, betrachtet.

Galt im 19. Jahrhundert eine Yoga-Praxis, die hauptsächlich auf körperlichen Übungen basierte, noch als suspekt, so begann sich in den 20-er Jahren des 20. Jahrhunderts eine moderne Form des Yoga auszubilden, die ihr Hauptaugenmerk vor allem auf die Āsana- und Prāṇāyāma- Praxis zu legen begann. Sie war nicht nur von den verschiedenen Traditionen des Yoga in Indien beeinflusst, sondern zudem von westlicher Wissenschaft und Philosophie, der Lebensreformbewegung sowie Körpertechniken wie tänzerische, harmonische Gymnastik oder Bodybuilding. Dieser moderne Yoga kann daher als ein Konglomerat aus östlichen und westlichen Lehren betrachtet werden. Iyengar Yoga zählt zum sogenannten Modernen Yoga.

BKS Iyengar selbst nennt vor allem das Yoga Sūtra des Patañjali (4. Jhdt.) als die Quelle, die ihn am meisten beeinflusst hat – wobei die von Iyengar entwickelte Form Praxis auch sehr viele Elemente des Haṭha-Yoga beinhaltet.

Im zweiten Sūtra wird erklärt, was Yoga für den Menschen bedeuten kann: Yoga citta vṛtti nirodha.

Eine von mehreren möglichen Übersetzungen wäre: Yoga verlangsamt die wirbelnden Bewegungen des Geistes, um sie schließlich zur Ruhe zu bringen. Gedanken, Emotionen, Gefühle, all das, was unseren mind bewegt, soll ruhiger werden, sodass ein bestimmter Erkenntnisprozess stattfinden kann.

Typisch für Iyengar-Yoga ist, dass eine sublime sinnliche Erfahrung in den Āsana (Körperübungen) und Prāṇāyāma (Atemübungen) und die Konzentration auf diese Sinneswahrnehmung zu eben dieser Beruhigung und Ruhe führen soll. Daher werden diese beiden Elemente hauptsächlich in einer Iyengar® Yoga Einheit unterrichtet. Daher geht es für Iyengar im Yoga nicht um ein Zurückziehen aus der Welt. Im Gegenteil: im achtsamen Üben öffnet, ja weitet sich der Mensch für die Welt und für das, was das In-der-Welt-Sein uns bringt. Der Übende lernt, sich in dieser Welt aufrechter zu halten – nicht nur durch Willenskraft, sondern auch durch eine innere Bewegung der Hingabe und des Loslassens.

Sind das aktive Bemühen (abhyāsa) und das Geschehen-Lassen (vairāgya) in Balance, entsteht eine Ruhe die unser Auge für das Wesentliche öffnet.